Freitag, 23. September 2011

Ein Familien-Projekt

Heute stelle ich ein neues altes Familienmitglied vor und es hat ausnahmsweise nur indirekt mit Essen und dessen Zubereitung zu tun. Es geht um den restaurierten Esszimmertisch von meinen Urgroßeltern, den ich jetzt mein Eigen nennen darf. 


Zusammen mit meinem Bruder und meinem Vater habe ich das Schmuckstück aufpoliert. Leider (oder zum Glück, den Schreck vergisst man gerne) habe ich keine Bilder von “vor der Restaurierung“. Der Tisch hat Jahrelang in einer Scheune gestanden und war ziemlich herunter gekommen. Überall Kratzer, der Lack war kaputt und ein Teil der Tischplatte auch. Die eingelegten Tischplatten hatten sich verzogen und konnten nur noch entsorgt werden. An der einen Stelle der Tischplatte hatte meine Urgroßmutter vor vielen Jahrzehnten mal ein heißes Bügeleisen drauf gestellt und den Tisch dadurch verbrannt. Die Stelle wurde zwar repariert, aber schön sah das nicht wirklich aus, denn im Abstand von ca. 0,5cm war die ausgebesserte Stelle mit Nägeln versehen worden. Das sah aus wie eine typische Narbe in Comicfilmen :). 


Weitere Gebrauchsspuren waren ebenfalls zu finden: an der Unterseite der Tischplatte konnte man noch die Abdrücke vom Fleischwolf sehen … irgendwer in meiner Familie mochte wohl gerne Spritzgebäck :). Außerdem meinte mein Onkel als Kind sich im Tisch mit seinen Initialen verewigen zu müssen (heute streitet er es ab, aber niemand sonst hat diese Anfangsbuchstaben, Leugnen ist also zwecklos :) ). Ach und der Holzwurm hatte auch seinen Spaß. Ihr seht also wie schlimm der Tisch ausgesehen haben musste und dass ich mich nicht wirklich gerne an diesen Zustand zurückerinnere ;). 


Nachdem ich das alles meinem Freund geschildert hatte, meinte er nur so: „lohnt es sich überhaupt, ist das nicht zu viel Arbeit?“ Aber ich hatte eine Vorstellung in meinem Kopf und machte mich mit meinem Bruder ans Werk. Nach Stunden, Tagen, Wochen, Monaten voller Schleifen, Schmirgeln, Herausbrechen von Tischplatten, Zurechtschneiden und Ausbessern der verbrannten Stelle und Ausbessern und Kitten von wurmstichigen Löchern war es dann soweit: der Tisch nahm Gestalt an und es konnte lackiert werden. 

 
Jetzt klaffte nur noch ein riesiges Loch in der Mitte der Tischplatte. Ich hatte die fixe Idee, dass dort eine Granit-Einlegearbeit hinein müsste. Ich liebe Granit und arbeite furchtbar gerne darauf. Außerdem fand ich den Kontrast zwischen Holz und Stein, Alt und Neu interessant. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie man das bewerkstelligen konnte, aber dafür habe ich ja meinen Vater :). Er hat also in mühevoller Kleinarbeit die Granitplatten (die er mir auch besorgen konnte) eingepasst, verklebt und von unten verstärkt, damit mir nicht alles zusammenbricht. Zum Schluss fehlte nur noch das Finish: Silikon zwischen Holz und Stein, damit alles auch haltbar ist und nicht durch Wasser aufquellt.

 
Jetzt ist er fertig und ich bin richtig stolz. Er ist zwar nicht perfekt (soll er auch gar nicht sein, ist ja schließlich antik) und es hat lange gedauert, dafür hat es mir so viel Spaß gemacht mit meiner Familie zu tüfteln und zusammen zu arbeiten. Es ist schön, wenn man sieht, was man selbst mit ein bisschen Arbeit alles zaubern kann und ich werde ihn in Ehren halten und jeden Tag mein Essen daran besonders genießen können. 

Was habt ihr so für Projekte schon gestartet? Erzählt doch mal :)

3 Kommentare:

  1. Der Tisch ist wirklich wunderschön geworden, ich hätte wetten können, dass er nagelneu ist! So schön frisch poliert und glänzend! Die angeblichen "nicht perfekten" Stellen habe ich nicht finden können :) Deine Idee den Tisch zu restaurieren war wunderbar und ist total gelungen! Mir gefallen auch die Granitplatten: sie harmonieren so gut mit dem Holz als wären sie schon immer drin gewesen! Einfach nur toll!!! Darauf kannst du wirklich stolz sein!
    Liebe Grüße
    Nellichen

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  2. Was für ein Schmuckstück, ich hab leider nur ein IKEA-Exemplar. Ich habe es schon immer auf das Buffet meiner Großeltern abgesehen, dass noch auf dem Dachboden meiner Tante in Ungarn steht und nur als Lagerfläche für alte Bücher dient. Es sieht ungefähr aus wie das hier nur in grün-weiß: http://recyclingkunst.wordpress.com/2007/12/05/kuchenbuffet-50ger-jahre/
    Leider habe ich keinen Platz in meiner Wohnung dafür und dementsprechend Tante auch noch nicht drauf angesprochen, aber irgendwann und dann wird es auch von mir restauriert *seufz*

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  3. Dankeschön für das Kompliment Nellichen :)

    @ Anikó: das Buffet stell ichmir auch toll vor. Abwarten und dann freust du dich bestimmt noch mehr, wenn es geklappt hat :)

    LG
    Miri

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